Ein guter Freund sagte vor kurzem zu mir: „Ich wünschte es gäbe eine Spritze gegen Gefühle.“ In ihrer Banalität ist diese Aussage die Kriegserklärung an unsere Menschlichkeit. Aufhören zu fühlen? Aufhören zu lieben? Aufhören zu hassen? Die Angst verlieren? Das Glück verlieren? Die Wut unterdrücken? Bis nichts mehr bleibt. Außer dieser Mensch als Hülle, der es nicht erträgt zu fühlen, weil die Flut an Eindrücken, Menschen, Chancen, Träumen und der Verzweiflung diese nicht zu erreichen ihn lähmt.
Da stellt sich wie so oft die Frage, worum es geht? Geht es nicht genau um diese Gefühle. Fühlen bis uns das Gefühl überkommt zu platzen. Jemanden fast erdrücken vor Liebe. Die Tür zu knallen vor Wut. Zu Rennen vor Angst. Zu Schreien vor Verzweiflung und am Ende zu wissen, dass uns genau das ausmacht. Jeder von uns steht am Ende des Tages unter der Dusche und konfrontiert sich mit dem eigenen Handeln. Allein. Meistens. Es gibt Zeiten, da stellt man das Wasser so heiß, um den Schmutz runterzuspülen. Der Dreck von Lügen, Gewissen, Wut und Hass, bereuten Taten und das Bereuen von Dingen die man nicht getan hat. Doch es gibt die Momente in denen man sich mit der Hand über den Körper streicht und sich selbst liebt, weil man ist wie man ist und ist was man tut. Genau das darstellt was man gern wäre. So mischt sich das Wasser. Der Dreck mit der Wärme und bildet eine Pfütze, in der wir uns spiegeln.
Eine Spritze gegen Gefühle? Ich erwiderte „All die negativen Gefühle, die du empfindest, zeigen dir, dass du genauso fähig bist Glück zu empfinden. Gefühle bedeuten leben und du solltest mit jeder Faser deines Körpers leben! Jedes Gefühl genießen. Denn du kannst fühlen und das unterscheidet dich von so vielen anderen Geistern, die durch unsere Städte irren.“
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