Ich lernte sie auf diesem Workshop kennen. Als ich in das Kochzelt kam, roch es nach Zimt, Kardamom und Nelken. Es führte mich zurück in die Zeit in Tunesien, die ich vor 3 Monaten erleben durfte. Ich hab schon viel gesehen auf der Welt – Haiiti, Kanada, Schweden. Nie hat mich ein Mensch auf meinen Reisen so beeindruckt, wie sie.
Sie sagte zum Abschied: „Du musst gehen sonst verliebe ich mich in dich.“ Ich war es in erster Sekunde! Ihre Art die Welt zu sehen, ihre Schwerfälligkeit. Schwerfällig nicht im Sinne von Trägheit, schwerfällig die Welt hinzunehmen, schwerfällig zu akzeptieren, was das System uns vorgibt. Sind wir von Anfang an determiniert oder ist unser Wille frei?
Ich bin ein schöner Mann, war ich immer. Das sah sie genauso. Unsere gemeinsamen sieben Tage in Leipzig hatten das sein können, was allgemein hin als reinste Form der Leidenschaft bezeichnet wird. Ich war jedoch so beeindruckt von ihr, dass ich gar keinen Platz dafür hatte. Meine Leidenschaft galt nicht meiner sexuellen Hingabe für sie, sondern ihrem Geist. Ich will sie in mir aufnehmen, ihre Wahrheiten, ihre Wahrnehmung und vor allem ihren Blick auf dieses Leben.
Einschüchterung. Ich bin bin eingeschüchtert. Ich bin Student der Philosophie, Geschichte, Politik, Weltkriege, Lebensfragen, Sinnkrisen – die Konfrontation, das Durchdenken, der Erkenntnisgewinnung mein Ziel. Und nun schaut sie mich an, gleitet barfuß über die Eisenbahnstraße und trotzt den Gefahren, insgeheim der größten – dem Angepasstsein. Ich bin also eingeschüchtert und kann nicht anders, als zu fahren. Ich rede mir ein, ich könnte jederzeit zurückkehren, den Mut habe ich nicht.
Gebe mich der neuen Stadt hin, warte auf Begegnungen, die das Feuer in mir entfachen, wie sie es tat. Hoffnung hab ich nicht, auch wenn ich gleichzeitig weiß, dass ich mich einer solchen Begegnung dadurch schon verwehre.
Wie viel Begegnungen braucht man, um die Entscheidende zu erkennen, wie viele Leben, um das zu tun, was man sich fürs nächste Leben wünscht? Vielleicht solltest du aufhören über das nächste Leben zu philosophieren – zieh die Schuhe aus und fliege und wenn es sein muss auf Wolke 7.
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