Du sitzt ganz nah, dein wundervoll weiblicher Duft übertüncht den Geruch des restlichen Raums nach Zigaretten und muffigen alten Möbeln, die retro und schick wirken, oder es wenigstens sollten.
Deine Augen waren Teiche, in denen ich schon den ganzen Abend schwamm oder eher strampelte, kurz vor dem Ertrinken, sodass mein Herz sich ganz leicht anfühlte, aber mein Brustkorb den Druck kaum aushalten konnte.
Wäre ich der nervöse Typ, würde ich vermutlich lächerlich laut nach Luft schnappen, viel zu laut und hoch lachen und vor mich hin stammeln, peinlich halt.
Ein Glück bin ich der nervöse stille Typ und sage einfach nichts.
Du schießt mit Signalen um dich und erwartest Antworten, die ich nicht in der Lage bin dir zu geben. Ich nehme einen tiefen Schluck, Hausmarke, vielleicht kommt er dann bald, der Mut, auf den ich schon den ganzen Abend warte.
Noch eine unauffällige und sehr zufällige Berührung, okay, jetzt weiß auch der Typ gegenüber am Ende des Raumes, der, der bis jetzt ganze sechsmal in vier Stunden vom Glas aufgeschaut hat, Bescheid. Er weiß es, ich sehe es daran wie er missmutig zurück ins Glas starrt.
Warum bin ich nicht in der Lage es einfach zu sagen?
Im Stillen denke ich mir, naja, noch ein paar Mal treffen, dann wird der Druck so hoch, dass aus deinen Signalen Offensive wird. Aber dann ist es zu spät und ich habe mich wieder verliebt.
Ich verdamme mich selbst.
Ja, sage ich und lache auf, über einen Scherz, hätte ihn jemand anderes erzählt, er hätte niemals mehr als ein Schmunzeln aus mir heraus gelockt. Unangenehm hell und sogar etwas nervös hört es sich an. Ich erschrecke und verfalle wieder in Schweigen. Ich strample lieber wieder in deinen Augen, bis du sagst, du gehst mal aufs Klo und ob ich dich entschuldigen würde, ich nicke knapp, denn ich traue meiner Stimme nicht mehr.
Ich starre auf den Fleck, den ich seit Stunden nicht aus den Augen gelassen habe.
Als du wiederkommst, spielen wir das Spiel, besser, spielst du das Spiel noch weiter. Ganze zwei Stunden gibst du dich mit meiner höflichen, aber reservierten Gestalt ab. Durch den ganzen Alkohol ist mir schon mulmig.
Der Hunger beendet es, es steht Brasilien zu Deutschland, ich bin Brasilien. Du meinst du gehst, hast Hunger, ich sage, ich komme mit. Stille Hoffnung, mir könnten draußen eventuell Eier wachsen, das Richtige zu sagen. Pustekuchen.
Vielleicht ist es leichter wenn wir alleine sind, nur Passanten, deren Hunde, der Verkäufer im Falafel Laden und du und ich. Pustekuchen.
An der frischen Luft ist mein Kopf wie gefüllt mit Brausepulver.
Ein aufdringlicher Kerl von Drinnen leistet uns Gesellschaft, erzählt seine Lebensgeschichte und fragt dich nach deiner Telefonnummer.
Du gibst sie ihm.
Ich bleibe höflich und reserviert, während aus Brausepulver ein kakophonischer Deathmetal-Schlagzeuger auf Speed wird. Das Bedürfnis sich zu übergeben wird fast unerträglich.
Ich grinse dämlich in mich hinein. Du fragst was so komisch ist, ich sage, „Wenn du willst, kannst du noch zu mir kommen.“ Du nickst unmerklich.
Ich schweige höflich aber reserviert.
Dem kakophonischen Deathmetal-Spieler fliegen die Drummsticks weg und er starrt mir ungläubig ins geistige Auge.
Picture: girl laugh 13# – © danor shtrutzman
No Comments