Ich kenn sie alle, die Lieder, die von Flughäfen, Koffern und Abschied handeln. Habe sie mit ihrer Wehmut und ihrem Schmerz, die sie transportieren immer schon geliebt. Sie singen von Liebe und Vermissen und normalerweise würden wir jetzt gemeinsam in meinem Bett liegen, den traurigen Melodien lauschen, unsere Fürze unter den Daunendecken verstecken und bis zum Morgengrauen quatschen.
Doch heute sind es nicht die Anderen, sondern du, die in der Schlange am Check-In steht. Die Nase gen Abenteuer gerichtet. Dir liegt die ganze Welt zu Füßen. In meinem Kopf dudelt „If you’re going to San Francisco.“
„Eigentlich würd ich gern nochmal kacken gehen.“, sagst du zu mir und mir fließen die Tränen sintflutartig aus dem Kopf. Dein Witz und deine Leichtigkeit werden mir hier fehlen, auch wenn ich dich immer bei mir trage.
Noch ist es schwer zu begreifen, dass ich dein Lachen erst in einem Jahr wieder hören, deine warmen Augen wieder sehen und deine weichen Babyhaare an den Ohren erst dann wieder spüren werde.
Ich sitze hier nun, rauche deine Zigaretten, während deine Eltern deine Wohnung saugen und frage mich, wo du wohl gerade bist, da oben hoch über den weißen Watte-Wölkchen. Es scheint ein sonniger Tag zu werden, den wir normalerweise gemeinsam im Park verbracht hätten. Ich schau den Flugzeugen am Himmel nach, stelle mir vor eins wäre deins, bis es sich hinter dem nächsten Häuserblock meinem Blickfeld entzieht.
Und zwischen Liebe und Tränen und Träumen, erhasch ich den letzten Kuss von dir. Zwischen Menschen und Koffern und Säulen, erhasch ich den letzten Blick von dir. Und ich atme die kalte Septemberluft und bin leer.
Foto: Hernan Piñera via Visual Hunt / CC BY-SA
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