Ich liege da und frage mich, wie es wäre wieder allein zu sein. Wieder allein den Wochenendeinkauf zu erledigen, allein durch die Straßen zu bummeln, allein herzzerreißend im Auto Westernhagens „Lass uns leben“ zu grölen, ohne jemanden zu haben dem das Gegröle gewidmet ist. Allein für mich allein zu kochen, allein betrunken Döner zu essen, allein ein Bier auf dem Balkon zu trinken, allein in den Sonntagmorgen zu starten und viel schlimmer, allein einzuschlafen. Ich möchte nicht mehr allein sein.
Dabei war ich gern allein. Ich konnte gut allein sein. Getrieben von meinem Scheidungskind-Dasein hatte ich schon aufgegeben wirkliche Liebe, partnerliche Liebe, romantische Liebe, in jeder Faser des Körpers, in jeder Windung des Gehirns spürbare Liebe zu fühlen. Ich hab aufgegeben. Ich war mir selbst genug. Meistens.
Doch nun bist du da – hast versucht die Ängste mit deinen warmen Händen zu nehmen, hast sie davon gestreichelt, mich behütet und beschützt. Du beschützt mich vor allem Bösen und besonders vor mir selbst. Du erträgst das Monster in mir. Das Monster welches dir wie ein Burgdrache vor dem Tor zu meinem Urvertrauen Zähne fletschend entgegen steht, welches dich zurückweist, dich zu verscheuchen versucht und dich beißt, um deine Flucht zu provozieren. Flieh solange du noch kannst, aber bitte bleib. Bleib und lass mich nicht allein. Denn du hast das Vertrauen verdient, hast verdient die Burg zu erklimmen.
Doch je mehr du dies beweist, je mehr sich das Tor öffnet, umso stärker wächst die Angst. Sie lähmt mich und manipuliert mich. Ich zicke dich an, provoziere Streit – nur um das Gefühl der Harmonie, des absoluten Glücks zu stören, vor dessen Verlust ich mich so sehr fürchte. Ich will weglaufen bevor du wegläufst. Doch ich weiß nicht wohin. Denn eins weiß ich sicher, ich möchte nirgends sein, wo du nicht bist.
picture: Love. @Artem Poleshchuk
No Comments